Blicke ich in diesen Tagen in meinen To-Do Gartenkalender, tauchen so erbauliche Tätigkeiten auf wie „Unkraut jäten“, „Boden umgraben als Vorbereitung für Beete“ oder „Rasenflächen belüften“. Beim Blick aus dem Fenster frage ich mich jedoch, was mich wohl damals veranlasst hat, diese Aufgaben für den Januar aufzunehmen. Dies muss wohl zu einem Zeitpunkt geschehen sein, an dem die Erinnerung an ein „Frühlingsweihnachtensamtmildemjanuar“ wohl sehr präsent war. Dieses Jahr hingegen Schnee und Minusgrade seit dem 2. Januar bzw. Sturmböen und ungemütliche zwei Grad seit zwei Tagen.
Nachdem sich das Wetter also nicht an meinen Plan hält, verschiebe ich diese zeitunkritischen Aufgaben kurzerhand und wage mich dennoch für ein paar Augenblicke auf die Terrasse. Der Ausblick ist nicht sonderlich erquicklich:
Matschige, zum Teil harte Schneereste auf dem Rasen und in den Beeten, Fußspuren, die durch die Schneedecke hindurch den mitgenommenen Rasen freilegen, Christbaumtannennadeln und Zigtausende Ahornsamen verstreut auf Terrasse und Rasenfläche, im Sturm bedrohlich wankende 3 meterlange, weil nicht rechtzeitig zurückgeschnittene Rosentriebe, in wild-west Manier (Tumbleweeds- Steppenläufer) durch die Gegend fliegende Dachsen (von der Notwendigkeit, diese gut zu verankern, siehe bitte den Blog zum Christbaumrecycling…), wild zerzauste Gräser, die beim eigentlichen Zusammenbinden-Termin wohl noch nicht da waren etc…
Aber auch: säuberlich eingepackte Töpfe und Gartenmöbel (dies soll eigentlich im Dezember passieren, wir haben es jedoch tatsächlich erst vor der großen Schnee- und Kälteankündigung noch rechtzeitig geschafft) und die kleinen Schildfarne „Polystichum setiferum Congestum“, die ich letztes Jahr in meine neu angelegten Schattenbeete gepflanzt habe und die nun ganz bezaubernd und so grün aus der Schneedecke hervorlugen.
Die unmittelbar anstehenden Aufgaben sind schnell klar:
- Den Rasen NICHT betreten, da dieser entweder noch gefroren oder matschig und möglicherweise voller Wurmhaufen ist. Tritt man auf gefrorenen Rasen, brechen die Halme ganz am Ansatz und die Stelle verfärbt sich gelblich. Natürlich erholt sich der Rasen auch davon wieder, es dauert aber länger, da er sich komplett von unten regenerieren muss, weil die obersten Schichten abgestorben sind. Ist der Rasen sehr matschig und wird betreten, verklumpt sich die Grassode mit der Erde, so dass auch hier eine Schädigung eintritt und das Wachstum behindert wird. Gleiches gilt im Übrigen auch beim Betreten der Wurmhaufen. D.h., man wartet entweder bis der Rasen halbwegs abgetrocknet und nicht mehr gefroren ist, verrecht sorgfältigst die Wurmhaufen bzw. betritt nur die Stellen, an denen die Schneedecke noch eine schützende Schicht bildet. Oder, man schwebt einfach über die betroffenen Stellen, wie mein Mann immer vorschlägt, wenn ich mich nicht mehr gedulden kann…
- Ist dieses Problem nun irgendwie gelöst, sollten die Tannennadeln von der Terrasse und möglichst vom Rasen entfernt werden. Richtig schaden tun diese zwar nicht (s. zum Thema niedriger ph-Wert (sauer) beim Christbaumrecycling), jedoch können theoretisch die Nadeln im Sommer beim Barfußlaufen im Rasen ordentlich pieksen, außerdem sehen diese in großen Mengen nicht schön aus. Am besten funktioniert das mit einem sehr groben Besen oder einem feinen Handrechen. Auf die Notwendigkeit, möglichst jeden einzelnen Ahornsamen (im Volksmund auch Nasenzwicker genannt) zu entfernen, muss ich wohl nicht weiter eingehen…
- Überlange Triebe insbesondere von Rosen, aber auch von Buddleia (Schmetterlingsstrauch, Sommerflieder) sollten nun eingekürzt werden, damit diese unter den Schneelasten nicht zusammenbrechen oder vom Sturm abgeknickt werden. Das sieht nicht nur unschön aus, da dies sicher nicht an der Stelle geschieht, an der man selber abgeschnitten hätte. Beim unsauberen Abbrechen bietet zudem eine großflächige Wunde eine ideale Eintrittsstelle für Krankheitskeime, d.h. Pilzsporen, Bakterien und Viren. Nicht zuletzt sind herabhängende Rosenäste schmerzhaft und ggf. gefährlich (Auge!) für im Garten spielende Kinder und Erwachsene. Der Rückschnitt kann bedenkenlos und „ungefähr“ ausgeführt werden, solange es nicht gefroren ist und zwar an recht beliebiger Stelle, da der eigentliche Rosenrückschnitt (d.h. lieber nicht zu viel wegschneiden, damit der Formschnitt noch nach Wunsch durchgeführt werden kann) erst im ca. März ausgeführt wird.
- Nach dem ersten Sturmhaltbarkeitstest sollten die die Pflanzen und Beete schützenden Dachsen auf ihre gute Verankerung überprüft werden, ggf. kann hier nachjustiert, gebunden, gesteckt… werden. Umherfliegenden Dachsen waren augenscheinlich nicht ausreichend verankert, diese gilt es nun einzufangen und neu zu arretieren.
- Nässeempfindliche Gräser wie Stipa (Federgräser) oder Panicum (Rutenhirse) sollten nun spätestens zu einem Schopf zusammengebunden werden, damit Nässe nicht in das Innere („Herz“) eindringen kann, sondern außen abläuft. Gräser sollten grundsätzlich nie im Herbst zurückgeschnitten werden, da die Halme Schutz vor Kälte und Nässe bieten, auch im Winter hübsch aussehen und zudem die Samen Nahrung für Tiere und einen Unterschlupf für Insekten bieten. Erst im Spätwinter, spätestens vor dem Neuaustrieb sollen die Halme zurückgeschnitten werden. Dies gilt im Übrigen nicht für wintergrüne Gräser wie zum Beispiel die sehr charmante und für Schattenbeete geeigneten Carex umbrosa (Schattensegge) und Luzula nivea (Schneemarbel). Diese kleinen, sehr buschigen und robusten Gräser müssen nicht (und können auch kaum) zusammengebunden werden.
Nachdem die To Do’s nun ganz klar herausgearbeitet wurden, muss ich nur noch darauf warten, dass ab morgen starker Schneefall die ganzen Baustellen wieder in die weiße samtige Decke des Vergessens einhüllt…